Kontemplation in Aktion

Christen auf dem Weg des Jesusgebetes

NELLI

Nelli: Wir sind am Ende der Exerzitien angelangt. Mir hat sich eine neue Welt aufgetan. Bis jetzt habe ich Orientierung gesucht, und jetzt habe ich sie gefunden. Ich habe meinen Weg gefunden. Deswegen bin ich sehr zufrieden. Ich fühle mich aber ganz am Anfang des Weges. Das trübt meine Zufriedenheit, und ich spüre eine gewisse Entmutigung. Eine unabsehbar lange Wegstrecke liegt vor mir, die sich ins Endlose verliert und mich bedrückt. Wann werde ich diesen Weg hinter mir haben?

 

EM: Du möchtest schon am Ende des Weges sein.

Nelli: Ich fühle mich ganz am Anfang. Ich bin noch nirgends.

EM: Das macht dir Angst.

Nelli: Ja, es macht Angst, nicht Schritt halten zu können.

EM: Oder sogar Minderwertigkeitsgefühle.

Nelli: Vielleicht.

EM: Oder willst du sagen, dass du auf Hilfe angewiesen bist?

Nelli: Ja, das unbedingt.

EM: Die Hilfe ist immer da. Vertraue, dass Gott dich führt. Er war bis jetzt auch an deiner Seite und hat mit Liebe dein ganzes Leben gesteuert. Warum traust du Ihm nicht zu, dass er weiter für dich sorgt?

Nelli: Ja, ich muss lernen, auf Gott zu vertrauen. Es gelingt mir auch immer wieder. Trotzdem habe ich jetzt das Gefühl, dass ich ganz am Anfang stehe.

EM: Das kann ein recht gutes Gefühl sein.

Nelli: Wieso?

EM: Schau mal, Nelli, diese Exerzitien haben dir, wie du sagtest, einen Lebensweg gezeigt. Das bedeutet, unterwegs zu sein, solange man lebt. Man kann in die Liebe Gottes nicht in zehn Tagen hineinwachsen. Es ist keine Aufgabe, die man erledigt und abhakt. Je mehr man auf diesem Weg voranschreitet, um so mehr fühlt man sich am Anfang. Wir wissen das von den Heiligen. Je mehr sie in die Nähe Gottes geführt wurden, um so mehr sahen sie sich arm, ohnmächtig und ganz am Ausgangspunkt.

Nelli: Und woher kommt dann diese Hilfsbedürftigkeit?

EM: Die Bedürftigkeit nach Hilfe ist in Ordnung. Sie ist sogar sehr gesund. Der Fehler ist, dass du diese Hilfe von außen erwartest. Du vergleichst dich mit anderen, von denen du glaubst, dass sie schon weiter sind als du. Erwarte diese Hilfe von innen, vom Geist Jesu Christi, der im Grund deiner Seele auf dich wartet. Es genügt, auf dem Weg zu sein. Ob man am Anfang oder am Ende des Weges steht, ist ohne Bedeutung. Wer auf den richtigen Pfad geführt wurde und den Weg auch geht, der wird weitergeführt. Er muss nur vertrauen und die Zügel seines Lebens in die Hände Gottes legen.

Nelli: Ich habe das Gefühl, keinen Fortschritt zu machen.

EM: Legt man die Hand auf den Kopf eines Kindes, spürt man nicht, dass es wächst. Und es wächst doch.

Nelli: Danke. Darf ich mich mit einem alten christlichen Gruss verabschieden?

EM: Natürlich.

Nelli: Gelobt sei Jesus Christus.

EM: In Ewigkeit. Amen.